Die Besten aus dem Derbyjahrgang

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Poetic Dream, der Sieger im Mehl Mülhens Rennen 2017

An der Spitze ist es einsam

Für den Jahrgang 2014 geht die wichtigste Saison zu Ende. Und mal ehrlich, insgesamt hatte ich unsere Dreijährigen stärker eingeschätzt.

Noch zu Beginn des Jahres gab es mit Blick auf die Klassiker so viele hoffnungsvolle Kandidaten. Letztendlich hat nur eine Handvoll wirklich Klasse bewiesen.

Die Bilanz gegen die älteren Pferde ist dabei nicht berauschend.  Und nach dem Motto „Applaus und Hinaus“ haben viele Dreijährige mit Potenzial Deutschland schon längst verlassen.

Derbysieger Windstoß auf Platz 1

Der Lichtblick im Jahrgang heißt für mich Windstoß. Der Shirocco-Sohn gewann das Deutsche Derby nach einem aufwendigen Rennverlauf mit sehenswertem Speed. Davor zeigte er schon enorme Nehmerqualitäten. Nur eine Woche nach seinem Sturz im Hannoverschen Derby-Trial lief er in der Union eine ganz starke Partie, geschlagen nur von Colomano.

Windstoß ist der erste Derbysieger seit Pastorius, der nach dem Derby erneut auf Gruppe I – Ebene punkten konnte. Im Herbst gelang ihm der souveräne Sieg in einem eher schwach besetzten Preis von Europa. Doch immerhin – dieses Doppel schafften als Dreijährige vor ihm in den letzten 50 Jahren nur Belenus und Lavirco.

Derbysieger Windstoß nach dem zweiten Platz in der Union

Ein Team, das sich versteht: Derbysieger Windstoß und Maxim Pecheur nach dem zweiten Platz im Kölner Union-Rennen. (Foto: Turfexperte)


Preis von Europa

Lacazar kaempft sich zum Sieg

Gegen starke Gegnerinnen: Lacazar gewinnt den Düsseldorfer Preis der Diana mit Andrasch Starke gegen Megera und Wuheida. (Foto: Turfexperte)


Der „Kronprinz“ Colomano

Nicht weit unter Windstoß steht sein Stallgefährte Colomano. Bei dem ausdrucksvollen Hengst ist alles eine Frage des Rennverlaufs. In dieser Saison war er gleich drei Mal unter Wert geschlagen.

Beim Saisondebüt im Dr. Busch-Memorial saß er lange an den Innenrails fest, im Derby wurde er schon früh im Rennen angaloppiert und im Preis von Europa wollte sein Reiter durch eine Lücke, die es nicht gab.

So blieb der Treffer in der Kölner Union sein einziger Saisonsieg. In den großen Gruppe I Prüfungen in Baden-Baden und Hoppegarten zeigte er jedoch die besten Leistungen eines deutschen Dreijährigen und im internen Wettkampf mit Windstoß steht es nach 5 Aufeinandertreffen immerhin 3:2 für Colomano.

Lacazar, die Championesse

Bei den Stuten ist die Diana-Siegern Lacazar das Maß aller Dinge. Die Adlerflug-Tochter legte ihre Maidenschaft erst Mitte Mai ab und kam dann immer besser in Fahrt.

Nach einem ersten Gruppetreffer in Hamburg schlug sie im Düsseldorfer Stutenderby die versammelte deutsche Jahrgangsspitze der Ladies.

Doch nicht nur das: sie verwies bei der Gelegenheit auch die Godolphin-Starterin Wuheida auf den dritten Platz.

Und diese Wuheida ist international eine der besten Stuten über 2000 Meter. Sie konnte sich Anfang November in Del Mar den Breeeders Cup Filly and Mare gegen die Prix de l’Opéra-Siegern Rhododendron sichern.

Schimmel Lockheed ist voraus

Kampf um den Klassiker: Noch ist von Poetic Dream (blauer Dress) nicht viel zu sehen, doch auf der Ziellinie hat er den Schimmel Lockheed und Empire of Star gestellt.  (Foto: Turfexperte)


Ohne internationale Meriten

Unsere drei Spitzenpferde des Derbyjahrgangs haben eins gemeinsam: international sind sie noch nicht in Erscheinung getreten. Lacazar versuchte sich in Chantilly, doch war sie im Prix de l’Opéra weit geschlagen und eigentlich nie besser im Rennen.

Windstoß und Colomano blieben bei ihren Starts im Land. Im Jahrgangsvergleich sahen sie die „großen Drei“ der Älteren, Guignol, Dschingis Secret und Iquitos, bisher nur von Hinten.

Trotzdem sind sie unsere Hoffnungsträger für die neue Saison – wenn sie gesund und im Training bleiben und nicht für eine fette Börse ins Ausland wechseln.

Exodus der Meiler

Wer im Mai beim Kölner Mehl Mülhens-Rennen dabei war, fragt sich vielleicht, was aus den großartigen Dreijährigen geworden ist, die im ersten Klassiker der Saison um den Sieg kämpften?

Die ersten Vier haben den Kontinent inzwischen verlassen. Den Anfang machte der imposante Schimmel Lockheed, der den Sieg in Köln erst im letzten Galoppsprung verpasste.

Der Exceed And Excel-Sohn war von seinem Trainer William Haggas aus Newmarket eigentlich für Royal Ascot vorgesehen. Doch im Rahmen der Goffs London Sale wurde er für rund 1.000.000 Euro zugeschlagen und kam an den Stall von Danny Shum nach Hong Kong.

Dort lief er erstmalig am Tag des Hong Kong Cups in einem Handicap über viel zu kurze 1200 Meter und wurde wenig meisterlich von Joao Moreira auf Platz 5 geritten.

Suborics´erster Gruppesieger

Im August kam dann die Nachricht, dass Dragon Lips, der Vierte aus dem Kölner Klassiker, ebenfalls nach Hong Kong wechselt. Er steht jetzt beim Spitzentrainer Anthony Cruz, der gerade mit Time Warp im Hong Kong Cup erfolgreich war.

Dragon Lips war bisher in seiner neuen Heimat nicht am Start. In Deutschland gewann er noch im Juli  die Kölner Meilen-Trophy gegen Wonnemond, der danach in der Türkei groß auftrumpfte. Das war eine der besten Leistungen eines Dreijährigen gegen die älteren Pferde.

Schon früh im Jahr gewann Dragon Lips das Dr. Busch Memorial und damit das erste Grupperennen für seinen jungen Trainer Andreas Suborics. Wie schade, dass dem Team danach so schnell das erste Aushängeschild verloren ging.

Arqana Arc Sale

Beim Arc-Meeting in Chantilly konnten die deutschen Galopper wenig Zählbares nach Hause bringen. Ganz anders sieht es bei den Pferden aus, die am Arc-Samstag auf die Auktion gingen.

Der imposante Siyouni-Sohn Empire of the Star wechselte für 450.000 Euro nach – ihr wißt es sicher schon  – Hong Kong.  Zuvor war er drei Mal in Frankreich in besseren Rennen platziert, beim letzten Start sogar als Zweiter zu Karar im Prix du Pin.

Empire oft he Star ist ein Pferd, das als Dreijähriger sicher noch nicht alle Karten aufgedeckt hat. Da lohnt es sich, ihn auch in seiner neuen Heimat weiter zu verfolgen.

Poetric Dream und Eduardo Pedroza

Klassischer Sieger jetzt in Down Under: Poetic Dream und Eduardo Pedroza nach einer Spitzenleistung im Mehl Mülhens-Rennen.  (Foto: Turfexperte)


Winx Nachfolger

Bleibt noch der Mehl Mülhens-Sieger Poetic Dream. Sein Speedwirbel in Köln war wirklich sehenswert. Mitte der Geraden hätte ich nie gedacht, dass er noch an die vorderen Pferde rankommt. So war diese Leistung schon etwas besonders und auch im Ausland blieb das nicht verborgen.

Ebenfalls bei den Arqana Arc Sales wechselte der Poet´s Voice-Sohn nach Australien und ist inzwischen gut bei Trainer David Hayes angekommen. Dessen Lindsay Park Racing gehört in Down Under zu den ersten Adressen.

Und vom Neuankömmling aus Deutschland hält man so einiges. Er soll dort für die großen 2000-Meter-Rennen aufgebaut werden und die Lücke füllen, die in der Zeit nach Winx entsteht. Schaut euch dazu das Video an – Poetic Dream sieht wirklich fantastisch aus.

Welcome to Australia


Die erweiterte Jahrgangsspitze

Noch nicht ganz oben, aber auf dem Weg dorthin. So könnte man den Status von zwei Pferden beschreiben, die bei mir auf der Watchlist für das nächste Jahr stehen.

Dem Leger-Sieger Oriental Eagle gelangen in der zweiten Jahreshälfte zwei bemerkenswerte Start-Ziel Erfolge. Im Prix Royal Oak hingen danach die Trauben zu hoch, doch muss das noch nicht das Ende der Fahnenstange bei ihm sein. Ich traue ihm im neuen Jahr noch einen Sprung nach vorn zu.

Genauso verhält es sich mit Adler. Der Adlerflug-Sohn war für mich erst Derby- und dann Leger-Kandidat. Doch aus beiden Engagements wurde nichts. Trotzdem zog er sich am Jahresende auf Listenebene in Köln und Saint-Cloud achtbar aus der Affäre. Er ist klar im Kommen und ein Pferd, dass keiner im neuen Jahr vergessen sollte.

Bleiben noch die Pferde, die einen Sprung nach ganz oben aus gesundheitlichen Gründen verpasst haben.

Der Campanologist-Sohn Langtang galt einst als Favorit fürs Derby, doch nach seinem Sieg im Badener Derby Trial war er nicht mehr herauszubringen. Vielleicht kann er nächstes Jahr neu durchstarten.

Einen Neustart hat Rolando bereits hinter sich. Nach über einem Jahr Rennpause lief er im November  in Deauville gleich auf Platz zwei. Fit and Well kann er vielleicht dem Stallgefährten Potemkin nacheifern und langsam aber sicher in die Grand Prix Klasse hineinwachsen.

Bilanz eines Jahrgangs

Die Skeptiker hatten Recht, der aktuelle Derbyjahrgang ist wohl nur Mittelmaß. Doch einige Pferde sind mir trotzdem sehr ans Herz gewachsen und ich drücke ihnen die Daumen für die neue Saison, egal ob in Deutschland oder Übersee.

In den großen Steherrennen liegt es an Windstoß, Colomano und an Lacazar. Sie können die Bilanz des Jahrgangs deutlich aufpolieren. Vielleicht stößt auch noch der ein oder andere Kandidat dazu, den bisher keiner auf der Rechnung hatte, was meint ihr?


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