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Le Glorieux, Spitzenrennpferd und Deckhengst

Sieger im Japan-Cup und Washington D.C. International: Le Glorieux

Le Glorieux – der Glorreiche

Als Le Glorieux Ende Oktober 1987 im Laurel Park mit dem Washington D.C. International eines der wichtigsten Einladungsrennen der Welt gewann, war das eine echte Sensation.

Nur einen Monat später holte er sich dann auch noch den Japan-Cup in Tokio und schraubte  seine Gewinnsumme auf umgerechnet über 1,4 Mio. Euro. Damit war er der gewinnreichste Galopper der Saison ´87 in Europa.

Ein richtiger Star wurde Le Glorieux indes nie und viele Turf-Fans haben ihn vielleicht schon vergessen. Seine kurze Rennkarriere war jedoch so bemerkenswert, dass es lohnt, an sie zu erinnern – selbst 30 Jahre danach.

In den Farben der Wölfe

Gezogen wurde Le Glorieux von Lady O´Reilly, einer der reichsten und einflussreichsten Frauen im irischen Rennsport. Er wechselte als Jährling auf den Highflyer Sales für 41.000 Guineas in den Besitz von Sieglinde Wolf.

Ihr Mann, Werner Wolf, war die treibende Kraft hinter den rennsportlichen Ambitionen der Familie und hatte dafür in den 80gern auch das nötige Kleingeld verdient. Viel früher als andere setzte der Selfmade-Millionär auf den Aufstieg der Computerindustrie und gründete mit seinem Bruder Günter ein Handelsunternehmen für elektronische Bauteile.

Um die Brüder Wolf ranken sich viele Geschichten, die sogar dem Magazin Der Spiegel eine Reportage wert waren. Lest dazu den Artikel „Wilde Zockerzeiten“, der macht wirklich Spaß.

 

Le Glorieux - Sieger im Washington D.C. International 1987

Sieg im Laurel Park: Le Glorieux gewinnt unter Laffit Pincay jr. das wertvolle Washington D.C. International vor Great Communicator. (Foto: Laurel Park)


Von Chantilly in die ganze Welt

Die Ausrichtung von Werner Wolfs Engagement im Rennsport war ganz klar international. So kam Le Glorieux auch nicht nach Deutschland ins Training, sondern nach Chantilly zu Robert Collet.

Als Zweijähriger musste er schon neun Mal an den Ablauf. Ein Sieg, mehrere zweite Plätze zu guten Gegnern und vor allem ein dritter Rang im Prix de Courcelles auf Listenebene ließen Talent und vor allem Härte erkennen.

Seine Karriere ging jedoch erst dreijährig so richtig los. Und vor allem in Deutschland war er ein gern gesehener Gast.

Champion der Dreijährigen

Sein Saisondebüt 1987 gab er im Frankfurter Steigenberger Pokal. Natürlich traute man so einem routinierten Pferd aus Frankreich einiges zu und Le Glorieux rückte als klarer Favorit in die Boxen. Was dann kam war trotzdem außergewöhnlich, denn er fertigte den Rappen Medicus, der später selbst noch einige Grand Prix Rennen gewann, hochüberlegen mit 8 Längen ab.

Danach ging es zum Hertie-Preis nach München. Damals immerhin ein Gruppe II-Rennen und eine der wichtigsten Derbyvorprüfungen. Auch hier ging der Glorreiche spazieren und gewann mit 7 Längen vor Step Dancer.

Jetzt hieß das Ziel Prix du Jockey Club. Im französischen Derby auf der Heimatbahn in Chantilly zeigte Le Glorieux eine unerwartet schwache Leistung. Doch das sollte der einzige Ausrutscher in einer langen Saison bleiben.

Ende Juli kehrte er nach Deutschland zurück und gewann den Großen Preis von Berlin auf Gruppe I – Ebene im Finish gegen Ibn Alnasr. Und das war immerhin einer der besten Dreijährigen in Frankreich, trainiert vom Championtrainer Andre Fabre.

Schon diese Leistung hätte gereicht, um Le Glorieux an die Spitze der Dreijährigen in Deutschland zu stellen, doch – wie Ihr schon wisst – kam es noch besser – obwohl es zunächst gar nicht danach aussah.

Der Pechvogel

Der Erfolg in Düsseldorf machte Lust auf mehr. Und in Iffezheim stand mit dem Großen Preis von Baden eines der prestigeträchtigsten Rennen in Deutschland an. Da waren die Gegner natürlich nicht von schlechten Eltern. Deutschlands Superstar Acatenango war mit von der Partie und auch der englische Leger-Sieger Moon Madness.

In einem taktischen Rennen gab es gegen die beiden nichts zu gewinnen und Le Glorieux blieb sogar noch hinter dem Derbyzweiten Winwood, der von Acatenango empfindlich gestört wurde, auf Platz vier.

Scheiterte der Glorreiche in Iffezheim wahrscheinlich an der flauen Pace und dem schlechten Geläuf an den Innenrails, so stand ihm danach im Preis von Europa der eigene Jockey im Weg.

Im Kölner Jahres-Highlight war Le Glorieux drückend überlegen. Schon weit vor dem Ziel stellte sein Jockey Jean Luc Kessas, damals zweiter Mann am Stall von Robert Collet, die Arbeit ein und eigentlich hatte er das Rennen trotzdem sicher.

Doch Peter Alafi auf Kamiros witterte Morgenluft und machte seinen Hengst ganz außen an den Rails – unbemerkt von Kessas – gehörig schnell.

Der Rest ist Geschichte: Kopf – Kopf ging es über die Linie. Aber niemand dachte ernsthaft, dass Le Glorieux das Rennen verloren hatte. So bekam er schon den Siegerkranz um den Hals.

Nach Auswertung der Zielfotografie wusste man es besser: Der Ramskopf von Kamiros lag vorn und Peter Alafi, der alte Fuchs, hatte es allen gezeigt.

Das Rennen ist ein wirkliches Highlight von dem man seinen Enkeln am Kamin erzählen kann. Falls ihr es irgendwo im Netz findet, sagt mir bitte Bescheid. Ich binde es hier sofort ein.


Ein Franzose in Washington

Was der tragische Abschluss einer Saison mit Höhen und Tiefen für Le Glorieux hätte werden können, war letztendlich nur der Anfang einer Herbstkampagne, die für deutsche Verhältnisse bis dahin einmalig war.

Statt in die verdiente Winterruhe zu gehen, führte der Weg von Le Glorieux in die USA. Mit einem zweiten Platz in den Man o´ War Stakes gegen Theatrical, der danach noch den Breeders Cup Turf gewann, ließ sich die Auslandsexpedition auch sehr gut an.

Nur eine Woche später startete der Glorreiche dann im Washington D.C. International. Und da zeigte er, was in ihm steckt. In einer Kampfankunft rettete er sich mit einem Hals gegen Great Communicator über die Linie. Spitzenjockey Laffit Pincay jr. aus Panama hatte alles richtig gemacht.

Big in Japan

Und es war immer noch nicht Schluss. Einen Monat später stand in Tokio mit dem Japan-Cup ein noch größeres Event auf dem Programm. Im Sattel diesmal Collets Stalljockey Alain Lequeux. Er servierte Le Glorieux ein Traumrennen in der Spitzengruppe und sparte ihm an der Innenseite so manchen Meter.

Schon im Schlussbogen lag er dicht hinter der Spitze auf Rang drei und zog in der Geraden unwiderstehlich an. Für die 2400 Meter stoppte die Uhr bei 2:24-9 Min. – ein neuer Bahnrekord.

Mit einer dreiviertel Länge kam er vor dem speedstarken Southjet über die Linie. Auf Platz vier landete übrigens die Ausnahme-Stute Triptych, an der sich schon Acatenango die Zähne ausgebissen hatte, und auf Platz fünf Moon Madness, der alte Bekannte aus Baden-Baden.

Der Japan-Cup war sicher die Sternstunde von Le Glorieux. Schaut Euch das Video an und genießt den japanischen Kommentar.

Le Glorieux 

Japan-Cup 1987

Le Glorieux als Deckhengst

Als Vierjähriger startete Le Glorieux noch einmal in Australien. In den Tancred Stakes blieb er bei seinem letzten Lebensstart unplatziert. Von seinen 19 Starts gewann er 6 Mal und war 7 Mal platziert. Einen Platz als Deckhengst hatte er sich damit mehr als verdient.

Zu Beginn seiner Gestütskarriere ließ sich auch alles gut an. Im Haras du Mezeray wurde er von zahlreichen französischen und deutschen Züchtern herangezogen.

Gleich in seinem ersten Jahrgang war Glorieux Dancer, der im Besitz von Werner Wolf als Zweijähriger den Prix du Bois in Longchamp auf Gruppe III – Ebene gewann und danach eine Etage höher noch Zweiter im Zukunftsrennen zu Sharp Prod wurde.

Doch in der Breite vererbte sich Le Glorieux nicht wie erwartet und so sank mit der Zeit nicht nur seine Decktaxe, sondern auch die Anzahl der Stuten, die er deckte.

Sein wohl bester Nachkomme war  Up And Away, der viele Jahre in Deutschland auf Mitteldistanzen auftrumpfte und – im Stall von Erika Mäder in Krefeld – sage und schreibe 12 Rennzeiten absolvierte.

Er gewann mit Sechs sein erstes Listenrennen und mit Sieben das Oettingen-Rennen auf Gruppe III-Ebene in Baden-Baden. Es folgten noch zwei Gruppesiege in Hamburg und zuletzt in Bremen. Da war er schon acht Jahre alt.

Le Glorieux brachte einige harte Pferde, die im Alter immer besser wurden. In der zweiten Generation ist er über seine Tochter Buck´s  Großvater von Big Buck´s, dem wohl besten Hürdenpferd über lange Distanzen, das England je gesehen hat.

Big Buck´s gewann in vier aufeinander folgenden Jahren die World Hurdle während des Cheltenham Festivals und darüber hinaus noch 19 weitere, teilweise hochkarätige Hürdenrennen.

Ein Vollblut ohne Grenzen

Seinen Lebensabend verbrachte Le Glorieux im Haras du Logis Saint Germain in der Normandie. Im Gestüt seines Besitzers starb er im August 2010 im Alter von 26 Jahren.

Er ist und bleibt ein Paradebeispiel für die internationale Ausrichtung des Galoppsports: Mit einer französischen Mutter und einem amerikanischen Vater wurde er in England gezogen, bevor er in deutschem Besitz kam und seine großen Erfolge in Deutschland, den USA und Japan feierte.

Noch lange vor Landos großem Sieg 1995 holte er den Japan-Cup nach Deutschland. Vielleicht waren es ja auch seine Erfolge, die den deutschen Trainern zeigten, dass es durchaus möglich war, die großen Rennen in Übersee zu gewinnen. Denn durch seine vielen Starts in Deutschland hatte man sehr gute Referenzen zur heimischen Grand Prix-Elite.

Da ist es schade, dass so wenig an ihn erinnert und seine glorreichen Rennen fast vergessen sind.


1 Comment

  1. Harald Pankowski sagt:

    Der Artikel macht wirklich Laune und erinnert mich an eine tolle Turfzeit. Wo Du nur immer die Filme auftreibst?! Bin und bleibe ein echter „Turfexperte-Fan.“

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